Die Wiederauferstandenen

Wenn totes Fleisch plötzlich anfängt, sich zu bewegen, nennen es die meisten einen Lebensmittelskandal, Katholiken sagen dazu einfach Auferstehung.

Wenn mausetotgesagte Stürmer plötzlich Bälle einlochen wie ichereins es kaum beim Minigolf zustande bringt, wundern sich die Fachleute und vielfach ist von der wundersamen Wandlung des Spielers X oder Y die Rede.

Thomas Brdaric, dem man, auch ohne ihm übel zu wollen, einen gewissen Hang zur Selbstüberschätzung bisher nicht absprechen konnte, trifft wie am Schnürchen, seit Neururer weg ist aus Hannover. Der von Klinsmann vor der WM (zurecht) ausgebootete Kevin Kuranyi spielt mannschaftsdienlich wie eh und je, schießt aber plötzlich auch wichtige Tore. Cacau vom VfB Stuttgart, der die Schalensitze auf der Haupttribüne alle schon beim Vornamen kannte, ist mit einem Mal gesetzt im Sturm bei Armin Veh, und Michael Thurk, bei dessen Wechsel zu Eintracht Frankfurt manch einer stilll den Kopf schüttelte, mutiert über Nacht zum Mr. Europacup. Drei Tore von einem deutschen Spieler in einem Europacup-Spiel, das ist wohl schon ein klein wenig länger her. Fehlt eigentlich nur noch Artur Wichniarek, der morgen gegen die Bayern die Chance hat, zwei grauenvolle Jahre binnen neunzig Minuten vergessen zu machen.
Vor ein paar Jahren tauchte Fredi Bobic in Dortmund ab und in Hannover wieder auf, schoß entspannte 15 (16?) Tore und sicherte 96 den Klassenerhalt. Besonders eindrucksvoll auch die Bilanz von Michael Preetz, der als ewiger Zweitligastürmer schon abgestempelt war, ehe er in Berlin nicht nur den Torrekord von Erich Beer übertrumpfte, sondern auch zu einem der feinsten Spieler wurde, die die Liga in den letzten zehn Jahren hatte. Von Robert Vittek gar nicht erst zu reden.  Oder von Neuville.

Woran es liegt? Keiner weiß es. Ist eben ein Wunder. Ich vermute, eine Studie unter Fußballern würde beweisen, dass Stürmer etwa drei bis viermal so abergläubisch sind wie Abwehrspieler und doppelt so sehr wie Torhüter. Sicheres Stellungsspiel, Absprachen in der Viererkette, Kopfballstärke, das ist alles solides Handwerk, manchmal auch (Nesta) Kunst. Aber die Dinger reinzumachen, das hat etwas Magisches. Als hätte einem die Muse die Füße geküßt.

Bei Benny Lauth hat ein mißhelliges Unterteufelchen offensichtlich auf die Schuhe gekackt. Lauths Wiederauferstehung wird so schnell nicht stattfinden und wenn, dann nicht beim HSV. Das ist schade. Lauth ist sehr elegant, ein körperloser Spieler, erinnert ein bißchen an Henry, von der Torquote mal abgesehen. Vielleicht einer für Heynckes oder den VfB. Die Winterpause kommt ja demnächst. Und der Unterteufel sucht sich ein anderes Opfer.

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