Der Schroth – das unbekannte Wesen

Jupp Heynckes war enttäuscht und das zurecht: Nach zuletzt konstant desolaten Auswärtsleistungen spielte Gladbach mehr als nur gut mit und scheiterte an der miserablen Chancenverwertung und einem Mann, der soviel Glamour besitzt wie ein Briefträger und seine Botschaften ebenso zuverlässig zustellt, an Markus Schroth. Eigentlich ist so jemand der typische Abwehrspieler, groß, wortkarg, Stirnglatze, kein Spitzname, kein Jahrhundertspiel, kein Torschützenkönig, kein Werbevertrag. Einfach immer nur dabei und da, wenn man ihn braucht. Ein Dieter Eilts als Mittelstürmer. Schon bei Wolfgang Wolf, dem unglücklichen Vorgänger von Hans Meyer war Schroth hoch im Kurs und gesetzt, wenn er fit war. Heute war er der Matchwinner, gegen Stuttgart traf er zum vorentscheidenden 2:0. Immerhin schon 58 Bundesligatore hat er heimlich still und leise geschossen oder, wie heute, mit vollem Einsatz geköpft. Einer der ganz wichtigen Spieler, besonders heute, nachdem neben Vittek auch noch Galasek ab der 20. Minute fehlte. Ich will hier nicht den Mahner und Warner Brother markieren, der an jedem Wochenende Rot fordert, aber so wie Delura muß man da nicht reingehen, mit den Stollen voran in den Gegner. Nach der Auswechslung von Galasek zeigte Pinola eine erfreulich abgeklärte Partie, aber die Innenverteidigung kam unglaublich ins Schwimmen.

Sehr viel Glück, dass Gladbach zu unentschlossen vor dem Tor war, obwohl immer wieder Insua meisterhafte, kleine Pässe schlug und vier sehr gute Freistoßsituationen die Möglichkeit zum Ausgleich geboten hätten. Ein Zittersieg war es nicht, aber über ein 1:1 hätte sich Nürnberg nicht beschweren können.

Dass Marek Mintal fast eine halbe Stunde gut mitspielte, auch den einen oder anderen Zweikampf beherzt annahm, ging dabei fast unter. Das, was er spielt, verlernt man auch nach zwei Beinbrüchen nicht. Könnte sein, dass der Ersatz für Vittek heute schon auf dem Platz stand. Gladbach war ein anderes Kaliber als Stuttgart und wird sich im Vergleich zum Vorjahr zwei Plätze nach oben verbessern können, Heynckes muß nur aufpassen, dass er nicht zu verbissen wird. Er war schon wieder auf dem Weg in den Osram-Bereich. Ein Prise Coolness würde ihm nicht schaden, aber wahrscheinlich ist es nur Lampenfieber vor laufender Kamera.

Streng genommen fehlen Nürnberg jetzt noch 34 Punkte für den Klassenerhalt, aber in einer Saison, in der nach zwei Spielen die Null noch steht, Carsten Ramelow am ersten Spieltag ein Tor schießt und Arthur Wichniarek bei Bielefeld in der Startelf steht, ist alles möglich.

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