Mittelfeldgeplänkel beim BVB

Das Mittelfeldgeplänkel entlehnt sich unmittelbar aus dem Handbuch des Kriegswerks. Das Plänkeln, auch Plänkern oder Blänkern wird beschrieben als “das zerstreute Gefecht sowohl der Infanterie als der Reiterei, besonders mit der Schußwaffe geführt.” Kulturwissenschaftler, die gerne darauf hinweisen, dass Fußball etwas mit Krieg zu tun hat, weil ihnen halt sonst so gar nichts dazu einfällt, sollten diesen Umstand auf ihrer nächsten Taugung zum Thema “Ballsportarten in Zeiten asymmetrischer Kriege” gebührend berücksichtigen.

Ich frage mich in der Zwischenzeit, was Borussia Dortmund in dieser Saison eigentlich noch so vorhat. Vergangenen Sonntag brachten mich Schicksal und Spielplan mit einem in Berlin zu Besuch weilenden Ehepaar aus Dortmund vor der Großbildleinwand zusammen. In der Konferenz sahen wir schiedlich-friedlich Nürnberg gegen Bielefeld und den BVB in Cottbus, letztere im Stadion der Gastfreundschaft, erstere im EasyCredit Stadion, das wenigstens nicht Arena heißen muß, anders als das große Gebrauchsmöbel in Dortmund, das Teilkaskoarena oder Zahnersatzzusatzversicherungsarena oder so ähnlich heißt.

Dortmund also, wohin? Mit den Transfers waren die Herrschaften, er ein Dauerkarteninhaber, sie eine sich in ihr Schicksal gefügt habende und im Laufe der Jahre bewandert gewordene Gattin, gar nicht zufrieden. Pienaar, nun ja, Frei, könnte mehr, Valdez, sehr große Klappe für einen Ergänzungsspieler, der gerne zwei bis drei Großchancen pro Spiel vergibt. Auch Degen war nicht gerade ein Publikumsliebling der beiden. Ricken fanden sie gut, und dass sie den nahezu schon abserviert hatten, zeigt, auf welchen Irrwegen sich der BVB jahrelang bewegte. Sammer fanden sie auch gut, wobei ich von dessen Trainerfähigkeiten noch nicht überzeugt bin und die mit ihm/unter ihm/ trotz seiner errungene Meisterschaft möglicherweise ein praktisches Anwendungsbeispiel des Satzes: “Die dümmsten Bauern haben die größten Kartoffeln” war, und die allergrößte Kartoffel in jener Saison den Namen Amoroso trug.

Koller wurde schmerzlich vermißt, der Name Rosicky fiel dagegen kein einziges Mal. Van Marwijk ist ein äußerst angenehmer Zeitgenosse, aber überzeugt waren sie von ihm nicht. Der Mannschaft fehlt ein Gesicht. Sie ist nicht gar so fad wie jene, in der Lemuren wie Ewerthon, Evanilson und Bergdölmo ihr Unwesen trieben, aber wer sich an Chapuisat, Zorc, Klos, Povlsen oder eben auch Koller erinnert, dem wird ganz weh bei soviel Ach-Gott-Naja-Spielern, selbst wenn er Schalke-Fan ist. Auch die knuffige kleine Werbekampagne, die im Moment im kicker und anderswo läuft, kann daran nichts ändern. Gestern Abend gab es ein 1:1 gegen Bochum und vieles spricht dafür, dass der quasi naturwüchsig zum Saisonziel ausgerufene UEFA-Cup-Platz für den BVB dieses Jahr ähnlich unerreichbar bleibt wie für Wolfsburg und Hannover. Dortmund im Herbst 2006 ist eine graue Maus in schwarz-gelb.

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