Der Röber, das unbekannte Wesen

Schafft er’s oder schafft er’s nicht? Vor allem, was soll Jürgen Röber bei Borussia Dortmund schaffen? Den UEFA-Cup-Platz. Das dürfte diesmal schwerer werden als letztes Jahr, als sich beim “Schneckenrennen” zwischen Hertha, Leverkusen und noch ein paar anderen jeder jedem den Vortritt lassen wollte. Es wäre schon ein Erfolg, wenn der BVB wieder Fußball spielen würde, wenigstens zuhause. Aber seit Sammer über die Meisterschale gestolpert ist, ist in the stadium informally known as Eigenbeteiligungsarena der Wurm drin. Sicher, Röber ist ein ehrlicher Malocher, wenn man diesen Ausdruck, für den man eine ganze Phrasenschweinherde dick und rund mästen könnte, gebrauchen will. Aber was hat er eigentlich für eine Mannschaft? Die schwarz-gelben Fußballer wirken seit Jahren merkwürdig disloziert, einander entfremdet. Eleven lost souls swimming in a fishbowl year after year. Keiner paßt so richtig zum anderen, weder steil noch kurz, ein geld-schwarzes Loch scheint Esprit, sportliches Vermögen, Teamgeist in sich aufzusaugen und alle im Verein ratlos und reizbar zurückzulassen.

In den Neunzigern hat die Borussia wichtige Spiele in einer Art und Weise verloren, dass man hinterher auch als Clubfan nicht anders konnte, als einem großartigen Team Hochachtung zu zollen. Heute sind selbst die Siege fade vom Anfang bis zum Ende. Das Spiel in Cottbus, war dreier Punkte nicht würdig, auch wenn die Borussia es 3:2 gewann. Und jetzt Röber bis Saisonende und danach von Heesen? Röber war ein toller Trainer, um die kleine Hertha ein bißchen größer zu machen. Aber er konnte sich mit der Mannschaft in Ruhe in Liga zwei einspielen. Später stagnierte das Team, konnte den CL-Überraschungserfolg nicht wiederholen, scheiterte stets früh in Pokal und UEFA-Cup. Die Tollhausatmosphäre in Dortmund wird Röber keine Sekunde Ruhe lassen. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass die sportliche Führung nach dem Finanzdesaster aus dem Gefühl heraus agiert: Wir sind noch einmal davongekommen und fleißig Spieler für teuerstes Geld ziemlich wahllos zusammenkauft, die nur Mittelmaß bieten: Valdez, Pienaar, Frei. Es wäre Röber zu wünschen, dass er mit diesem Gig seinen Ruf nach den Flops in Wolfsburg und Belgrad nicht noch weiter lädiert.

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