Das Königsdrama im Weserstadion

Der eine, der siegreiche König heißt Rafael van der Vaart. Ein Elfmeter, eine 1gegen1-Situation kurz vor Schluß, ansonsten der Dreh- und Angelpunkt seiner Mannschaft. Der Ausnahmefußballer mit dem Fuß für geniale Weitschüsse hat heute einmal mehr bewiesen, dass die Transferpolitik von Beiersdorfer nicht gar so dämlich war, wie sie vor zwei Wochen noch ausgesehen hat. Hätte der HSV verloren, dann wäre es wohl das letzte Derby für längere Zeit gewesen. Jetzt, da Bremen verloren hat, ist es wohl vorbei mit der Meisterschaft. Nicht wegen der sieben Punkte Rückstand, sondern wegen der Art, wie sich Bremen präsentiert hat. Zum Königsdrama gehört auch ein zweiter, ein geschlagener König, und ich vergebe den Titel an den ansonsten hoch geschätzten Thomas Schaaf. Daß die Bremer so einen Rückrundenstart hinlegen, hat auch etwas mit der Spannungskurve zu tun, die eine Mannschaft in der Lage ist aufzubauen – oder auch nicht. Das Stuttgart-Spiel bekam im kicker die Note 1. Die gibt es nur, wenn beide Mannschaften in einer Partie überragend sind. Aber wenn man 1:4 ins offene Messer läuft, nützen überragende Haltungsnoten nichts mehr. Liegt es an dem Hickhack um den Klosetransfer oder hat man sich zu sehr am Traumfußball der Hinrunde berauscht? Gegen Schalke halbherzig, gegen Stuttgart arglos, gegen den HSV ohne Ideen. Das wird noch ein langes Saisondrittel für die Manschaft, die die Raute erfunden hat im Wappen trägt.

Der HSV steht zwar immer noch auf einem Abstiegsplatz, aber das, was sie tun, fühlt sich wieder wie Fußball an für Akteure aus Hamburg. Stevens hat Ordnung in die Deckung gebracht und das Selbstbewußtsein geweckt. Vielleicht kommt ihm dabei auch zugute, daß er um einiges älter ist als Doll und anders als dieser und Klopp nie den Kumpel gegeben hat. Stevens scheint den Ausspruch von Alfred Hitchcock zu beherzigen, der einmal gesagt hat, Schauspieler seien wie Vieh. Den bockigen Spieler Ljuboja hat Stevens erst einmal beiseite geschoben und plötzlich gibt es da wieder so etwas wie Kampfgeist, Teamspirit. Nur die anderen punkten auch dauernd, das könnte zum Problem werden.

Ansonsten:

Die Verrückten aus Mainz gewinnen weiter.

Bayern untermauert nach zwischenzeitlichen Galavorstellung gegen Bielefeld erneut seine Ansprüche auf Platz sechs.

Mainz hat jetzt 24 Punkte, Bayern 37. Landet Mainz am Ende vor Bayern?

Gladbach ist Letzter mit 20 Punkten. Letzte Saison wurden sie Zehnter mit 42 Punkten. Der Trainer hieß Köppel und wurde weggejagt. Dumm gelaufen.

Kommentare zu “Das Königsdrama im Weserstadion”

Hans-Joachim Osmers
17.02.2007

Spät wirkt er, doch er wirkt, der Fluch, den ein unbekannter Dichter nach der 4-Minuten-Meisterschaft von Schalke 2001 ausgestoßen hat:

Jede Flanke soll verrecken
Keine Tore, nur noch Ecken
Eure Schuhe sollen drücken
Nicht ein Abspiel soll Euch glücken
Bänderrisse, Knorpelschäden
Fußballparzen ziehen die Fäden
Und sie wollen Euch zappeln sehn
Bayernpack, Du wirst vergehn

Niederlag auf Niederlage
Bald schon kommen böse Tage
Auswärtsschlappen, hundert Stück
Nie mehr kehrt das Glück zurück
Späte Tore ohne Zahl
Nachspielzeit wird Höllenqual
Und kein Schiri hört Euch schrein
Bayernpack, Du stirbst allein

Jeder Kaiser wird mal alt
Lichtgestalt wird Gichtgestalt
Fußballvolk sprengt seine Ketten
Auch das Geld wird Euch nicht retten
Längst beschlossen ist das Ende
Bald schon naht die Zeitenwende
Wer den Fußballgott versucht
Bayernpack, der ist verflucht.

Aber wie Rob Alef richtig schreibt: Für den UI-Cup müsste es noch reichen.

Rob Alef
17.02.2007

Ja, ich denke dieser unbekannte Dichter, wo immer er auch sein mag, blickt mit einer gewissen stillen Genugtuung auf diese Saison. Vor allem die offene Trainerfrage läßt weitere amüsante Verwicklungen erwarten im Kaisertum Säbener Straße. Der kleine Mann mit der Brille hielt in der letzten Woche immer noch die flache Scheibe in Höhe, auf der Homepage des FCB, auch ein Zeichen von Desorientiertheit.
Andererseits sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben. Das war heute sicherlich nicht der letzte Punktverlust des S04. Sie müssen noch gegen Nürnberg ran. Und die Stuttgarter spielen einen prima Fußball. Auch Bremen kann sieben Punkte aufholen, sie wirken nur so ausgelutscht im Moment. Mich freut das auch für Veh und Heldt, dass sie sich gegenüber diesem profilneurotischen Präsidium/Vorstand so eine starke Position erarbeitet haben. Und der VfB macht seit dreißig Jahren gute Jugendarbeit, seit der Generation Hansi Müller, das ist nicht nur Phrasendrescherei bei denen. Trotzdem, das GlückAuf Platz 1 zu stehen, ist hochverdient.

horny
17.02.2007

Gerüchten zufolge soll die Meisterschale von Wladimir Putin überreicht werden. Sollte der DFB dieser Regelung nicht zustimmen, wird ihm angeblich das Gas abgedreht! Komisch, aber so ist das halt mit der Globalisierung in der Bundesliga!

Fussball-Blog Wochenschau KW 8 – Fritten, Fussball & Bier
26.02.2007

[…] Dribbelmeister Blog: Die 10 Fußballweisheiten Alte Fußballerzitate, trotzdem immer wieder schön zu lesen. Samstag, 17.02.2007 Volk ohne Raumdeckung: Das Königsdrama im Weserstadion Rob Alef weiß es genau, so dämlich ist der HSV gar nicht, Werder dafür schon! […]

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