Horch, was kommt von unten hoch…

Die Bundesliga pausiert, das EM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien liegt noch in ferner Zukunft. Zeit, einen Blick auf die unteren Ligen zu werfen.

In Liga Zwo ist es wie in Liga Eins, nur umgekehrt. Oben kämpfen zehn Mannschaften gegen den Abstieg, unten zehn um den Aufstieg. Der KSC müßte schon Fußballgeschichte schreiben, um sich die Bundesliga noch zu versauen, und auch Rostock scheint schon “durch”, wie es so schön heißt. Oben durch nicht unten durch. Die Kicker von der Ostsee schwächeln jedoch seit einiger Zeit, so dass auch Platz zwei in der Verlosung ist. Es tummeln sich hinter den ebenfalls unter mentalen Konditionsproblemen leidenden Duisburgern mit Kaiserslautern und Freiburg zwei weitere Ex-Bundesligisten sowie mit Aue, Fürth und Augsburg drei potenzielle Novizen für die höchste deutsche Spielklasse. Köln gehört logischerweise zum Mittelfeld, weil Daums Mannschaft zum Aufstieg jedes sportliche Mittel fehlt. Und 1860 ist schon seit längerem eine Klasse für sich. Dass mir Fürth als Aufsteiger besonders lieb wäre, ist kein Geheimnis. Die Spielvereinigung, von Nürnbergern liebevoll Spielverunreinigung gerufen, trägt ihre Heimspiele im putzigen Playmobilstadion aus, und als Clubfan ist man nach dem Auswärtssieg rechtzeitig zur Sportschau wieder zu Hause. Aue wäre ebenfalls begrüßenswert. Je mehr Ostvereine für Zweieurofuffzich im Monat passablen Bundesliga-Fußball organisieren, desto armseliger sehen Westvereine aus, die seit Jahren zweistellige Millionenbeträge verballern. Gladbach, Dortmund, Köln, ihr seid gemeint. Aachen, ihr nicht.

Auch Freiburg wäre eine spannende Option. Erstens hätte Volker “Urgestein” Finke einen Aufstieg als krönenden Abschluß und Live Time Achievement Oscar verdient. Zweitens haben die Freiburger den Mut besessen, mit Robin Dutt eine versierte Nachwuchskraft zu verpflichten, die viel von gepflegtem Offensivspiel hält. Peter Neururer wäre frei gewesen. Kaiserslautern und Duisburg müssen nicht unbedingt aufsteigen. Schön wäre es, wenn Rot-Weiß Essen die Klasse hält. Obwohl das Fanvolk aus professionellen Schalke-Verächtern besteht, hat der Verein von Horst Hrubesch einen Platz in meinem Herzen. Die bundesweiten Sympathiekundgebungen (”Hafenstraße bleibt!”) in den Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren eindrucksvoll.

In der Regionalliga Nord haben bis Platz 13 alle noch Chancen auf den Aufstieg, weil der HSV II auf Platz zwei nicht aufsteigen darf. Platz 14 ist das Mittelfeld, Platz 15 der erste Abstiegsplatz. Aufregend. Ich würde mich über den Aufstieg von St. Pauli und Union Berlin freuen. Die Alte Försterei ist atmosphärisch gesehen das Millerntor des Ostens und umgekehrt. Köpenick allerdings nicht die Reeperbahn Berlins.
In der Regionalliga Süd werden Wehen und Hoffenheim das Rennen machen. Laut Plan spielen Peters und Rangnick mit Hoffenheim 2011 Champions League. Angeblich kennen sie sogar schon die Laktatwerte ihrer Mannschaft zu diesem Zeitpunkt und die Aufstellung von Real Madrid am dritten Spieltag der Gruppenphase. Beeinruckend. Peters hat in der FAZ am Sonntag vom 18.3. ein sehr lesenswertes Interview gegeben. Man versteht, warum man diesen Mann beim DFB nicht haben wollte. Im Vergleich zu ihm waren Galilei, Gorbatschow und Klinsmann angepaßte Konformisten.

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Schon jetzt vormerken !!

9. April 2007 – Ein Jahr “Volk ohne Raumdeckung”.

Aus diesem Anlaß gibt es am Ostermontag eine Lesung von und mit Rob Alef. Geboten werden die besten Flach- und Kurzpässe, Steilwitze, Kabinettstückchen, Schmähkritiken und Volltreffer aus den letzten zwölf Monaten. Dazu den aktuellen Bundesliga-Kommentar zum 28. Spieltag. Außerdem Gedichte und Prosa mit ohne Fußball. Verbindlich mit im Bundle ist ein extra-leckeres sri-lankisch-indisches Büffet für nur 8 Euro (Getränke extra).
Datum: 9. April 2007 (Ostermontag)
Lesung: 20 Uhr

Buffet: 21 Uhr

Ort: Restaurant Mathura, Kolonnenstr. 43, 10829 Berlin-Schöneberg, U/S-Bahn Yorckstraße, Kleistpark, Südkeuz, Bus 104.
Die Lesung ist kostenlos, das Buffet ist verpflichtend. Die Veranstaltung soll neben der Aufnahme geistiger Nahrung auch dazu dienen, die beste Auswärtsküche westlich von Colombo einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Verbindliche telefonische Anmeldung bitte ab sofort unter 030-787 157 15. Fankleidung optional. Alle Vereine willkommen.

Kommentare zu “Horch, was kommt von unten hoch…” (5)

Florian
20.03.2007

“Live Time Achievement Oscar” – bei dem “v” schießt’s am Anglisten wei mir d Fousnächel bis auf die Burch nauf … vo Erlanga aus. Macht nix, hast droddzdem recht, Fädd und Aue wär a Gaudi, wenn’s a nu Doddmund und Gladbach dabreiselt nu füll meiners. Do däddn’s schaun dey Gelddvaschleiderer im Westna.

rob; helden-des-sports.blogspot.com
20.03.2007

Hmmmm, so einrichtiger Novize wäre Greuther Fürth in der 1. Bundesliga nicht. Schließlich ist die Großstadt mit dem klanghaften Playmobilstadion und dem Greuther Teeladen dreimaliger Deutscher Meister. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es auch nächste Saison wohl kein fränkisches Derby geben wird, denn wo sonst hat man Erfahrung im Verspielen des Aufstiegs? Tapfer bleiben, SpVgg!

Christian
21.03.2007

“Peters hat in der FAZ am Sonntag vom 18.3. ein sehr lesenswertes Interview gegeben. Man versteht, warum man diesen Mann beim DFB nicht haben wollte. Im Vergleich zu ihm waren Galilei, Gorbatschow und Klinsmann angepaßte Konformisten.”

haha. sehr gut. den artikel gibts nicht zufälligerweise online irgendwo zu lesen? würde mich nun doch sehr interessieren.

Florian
21.03.2007

“Hmmmm, so einrichtiger Novize wäre Greuther Fürth in der 1. Bundesliga nicht.” – Na ja, Holstein Kiel wäre auch Bundesliga Novize trotz des Meistertitels 1912, die waren genau wie Fürth noch nie in der Bundesliga.

@Christian: http://www.faz.net/s/RubAEA2EF5995314224B44A0426A77BD700/Doc~E7389A1CD14F34282A0558AEFCD1B53FA~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Christian
23.03.2007

dankesehr sagt der herr taz-popblog-schreiber!

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