Europa, wir kommen!

Der Chefscout des FC Bayern München, Wolfgang Dremmler (”Ich freue mich auf diese neue Herausforderung.”) hat in diesen Tagen viele offene Fragen zu klären: Hat der FC Düdelingen ein Entmüdungsbecken in der Gästekabine? Gibt es im Sheraton Hotel von Alma Ata Hefeweißbier in der Minibar? Braucht Pressesprecher Markus Hörwick einen Sprachlehrer, um “Haka Valkeakoski” fehlerfrei auszusprechen? Braucht Ottmar Hitzfeld einen Mentaltrainer, um den Satz “Haka Valkeakoski hat verdient gewonnen.” fehlerfrei auszusprechen?

An der Säbener Straße herrscht ausgelassene Aufbruchstimmung, denn das große Abenteuer UEFA-Pokal wirft seine Schatten bereits voraus. Nach der geschlossenen Mannschaftsleitung in Stuttgart, bei der es schwer fällt, einen Spieler besonders hervorzuheben, ist den Bayern Platz Vier kaum mehr zu nehmen. Es ist vorbildlich, wie bescheiden das Management des Deutschen Rekordmeisters mit dem Erfolg seines jungen Teams um das sympathische Jahrhunderttalent Roque Santa Cruz umgeht. Und es zeugt von großer Verantwortung für den deutschen Fußball, dass man sich persönlich bereit erklärt hat, sämtliche rumänischen, bulgarischen, moldawischen und ungarischen Vereine möglichst frühzeitig aus dem Wettbewerb zu kegeln, damit DER FÜNFTE PLATZ gesichert bleibt.

Rapid und Dinamo Bukarest, seid gewarnt. Dieser Verein hat mehr Rauten im Wappen als Werder Bremen in zwanzig Jahren je aufs Spielfeld zaubern könnte. Stuttgart sei dankbar, nur dem FC Bayern verdankst du es, wenn du nächste Saison in der CL-Quali antreten darfst. Sollte es optimal für den FC Bayern laufen, sollten die Aggressivliedermacher Kahn und van Bommel nicht irgendwo in Chisinau oder Daugavpils in U-Haft sitzen, weil sie eine Kabinentür oder einen Unterkiefer zertrümmert haben, um ihrer Vorbildfunktion zu genügen, dann muß das Viertelfinale kein Wunschtraum bleiben. Und dann gibt es ja vielleicht eine echte sportliche Herausforderung. Sogar der AC Milan könnte es sein, der in der Schalker Gruppe nur Dritter geworden sein werden wird (heute geb ich mal ein Futur II aus).

Apropos Schalke. Den schöneren Fußball hat am Wochenende (natürlich wieder einmal) Werder Bremen gespielt, aber eine Gala gegen Cottbus hat meines Wissens noch niemand zustande gebracht, mit Ausnahme der verrückten Mainzer und ihrem Zidan(e) neulich. Im Hinspiel gelang Schalke ein mühsames 4:2, vor drei Wochen spielte Werder 0:0 in der Lausitz, in der Hinrunde 1:1.

Immerhin hat Schalke jetzt von Nürnberg den Titel “beste Abwehr der Liga” übernommen. Und die Abwehr, so heißt es, gewinnt Titel. Könnte aber auch sein, dass nicht die Abwehr, sondern der UEFA-Cup den Ausschlag zugunsten von Königsblau gibt. Die beiden Halbfinalspiele bedeuten für Bremen, das nur noch ein Heimspiel in der Bundesliga hat, eine erhebliche Mehrbelastung. Und sollte Werder das Endspiel erreichen, wovon ich ausgehe, ist es schier unmöglich, am 19. Mai noch einmal hundertprozentige Konzentration aufzubringen, egal, ob man am 16. Mai als Sieger oder Verlierer vom Platz geht. Schalke Meister, Bremen UEFA-Cup-Sieger, Nürnberg Pokalsieger. Dann könnten alle feiern. Nur Wolfgang Dremmler nicht, der hat noch zu tun.

Ein Kommentar zu “Europa, wir kommen!” (1)

Dirk Winkelmann
24.04.2007

Hallo Herr Alef,
mit Aufmerksamkeit verfolge ich ihre Texte. Auch ich freue mich selbstredend darüber, dass der FC Bayern den UEFA-Cup-Platz nun fast sicher hat. Mehr jedoch freue ich mich für die Fans in Midjylland, Charkow, Wladiwostok oder Mattersburg. Endlich kommen sie in den Genuß, die Herrenriege von der Säbener Straße einmal live zu sehen. Und nicht wenigen dieser Clubs kommen Eintrittsgelder und TV-Einnahmen aus einem Spiel gegen den FC Deutschland so recht, dass ich Ulrich Hoeneß vor meinem geistigen Auge schon wieder im “Retter”-T-Shirt auf der Bank sitzen sehe.
Die Bayern werden das Beste für UNSERE 5-Jahres-Wertung herausholen. Der Rucksackdeutschen- und Proleten-Club dagegen, wird sich wieder anhören dürfen, dass es in den Duellen gegen ManU und Internazionale zu wenig Punkte waren, die er für UNS eingefahren hat.
Doch sind wir mal ehrlich: Von der 5-Jahres-Wertung profitieren doch in den nächsten Jahren – wenn überhaupt – die Bayern selbst. Sie sind es doch, die in die sogenannte Quali rutschen möchten.
Uns in Gelsen (und denen in Bremen) kann die CL-Quali doch eigentlich für die nächsten Jahre so ziemlich egal sein.
In diesem Sinne: Glück auf!

Rob Alef
24.04.2007

das mit den gästefans (oder heißt es gastefäns) in münchen ist ein wichtiger gedanke. wahrscheinlich machen 600 waliser mehr stimmung als 60000 bayernfans.

Dirk Winkelmann
24.04.2007

Es ist nicht ganz fair, die Stimmung der Münchener Fans einzuordnen, wenn man im Schalke-Block steht. Aber gehört habe ich in München irgendwie nur UNS!
Glück auf!

Heinz Wäscher
24.04.2007

Lieber Herr Alef,

auch wenn Sie schon im Gelsenkirchner Größenwahn schweben, den Sie den Bayern abgekuckt haben: Teams aus Wales, Luxemburg und Kasachstan spielen schon seit Jahren nicht (mehr) im UEFA-Cup, weil sie die Qualifikation nicht schaffen. Der Hinweis auf Düdelingen und Alma Ata macht sich zwar hübsch, um über die Bayern zu hohnlächeln, ist aber wohl ein bloßer Verdrängungsmechanismus in blau-weiß. Ich erinnere mich aber sehr wohl noch an eine Mannschaft aus Frankreich, an der Schalke in diesem Jahr schon in der ersten Runde gescheitert ist – da bedarf es gar nicht Inter und ManU, um die Gazprom-Recken alt aussehen zu lassen…

Rob Alef
24.04.2007

Hallo Herr Wäscher,
das mit Nancy war wirklich ein Katastrophentag, vor allem wegen der Verletzung Asamoahs. Aber wäre Schalke jetzt im Halbfinale, stünden sie mit Sicherheit nicht auf Platz Eins in der Liga, dazu reicht die Substanz (noch) nicht. Mit Düdelingen und anderen Vereinen wäre ich vorsichtig. Wenn Nürnberg ins Pokalfinale kommt, Cottbus im UI-Cup spielt und ein gewisser nordrhein-westfälischer Verein unter Umständen sogar Deutscher Meister wird, sehen wir Alma Ata vielleicht ja doch in der Gruppenphase wieder.

dafeld
26.04.2007

Ja, Nancy war eine Katastrophe. Aber selbst die Bayern wissen spätestens seit dieser Saison, daß man auch gegen mäßige Teams, sagen wir mal z.B. Hannover 96, alt aussehen kann. Und so freue ich als bodenständiger Blau-Weißer mich über die UEFA-Cup-Teilnahme der Bayern, gerade weil ich die Niederlagen der Schalker nicht verdrängt habe: Gemessen an den noch vor dem Stuttgart-Spiel herausposaunten Ansprüchen der Telekom-Titanen wird alles andere als der Gewinn des Cups der Verlierer sowieso als Scheitern gewertet werden. Und die Aussicht, den Bayern beim vorprogrammierten Scheitern zuzusehen, freut das Ruhrgebietsherz nunmal.

Christian
27.04.2007

ich freue mich vor allem darauf, endlich einmal in einem europapokalwettbewerb weiter kommen zu können als Bayern. ach wie schön wird das sein, wenn der Club im UEFA-Cup überwintert, während die Bayern schon lustlos ausgeschieden sind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.