“Eigentlich heiße ich Mireille…”

sagte die gute Fee, “aber Miro ist mein Klosename.” Ist das jetzt ein schwieriger Fall? Durfte man Klöschen nur gut finden als er bei den Under-under-underdogs von Kaiserslautern oder den Underdogs von Bremen spielte? Oder ist Klose so gut, ein stilbildener Sportler in einer eigenen Klasse, dass man nicht umhin kann, ihn zu bewundern, egal, wo er spielt? Ich hätte mir natürlich einen Punkt für Cottbus erhofft, aber die gute Fee erfüllte an diesem Abend die Wünsche anderer. Einen echten Hattrick, acht Tore nach sieben Spielen, wann gab es das zuletzt? Vielleicht ist es dieses manchmal irritierende Phlegma, das Klose mit Gerd Müller teilt. Diese Aura permanenter Verschlafenheit, Wortkargheit, Geistesabwesenheit, im Gedanken schon beim nächsten Tor. Musiker sind manchmal auch so drauf, nicht weil sie sich schon wieder zugedröhnt haben, sondern weil sie gerade etwas hören, was sonst niemand hören kann. Und Spieler wie Klose haben eine andere Wahrnehmung von Tor und Ball. Es wird sehr schwer, gegen diesen FC Bayern zu gewinnen oder zu null zu spielen. Und die 40 Tore sind plötzlich nicht mehr unerreichbar.

Kommentare zu ““Eigentlich heiße ich Mireille…”” (3)

hateparade
28.09.2007

Wenn ich die Gelegenheit mal benutzen darf, als gebürtiger (und geflohener) Rheinland-Pfälzer meinen Kaiserslautern-Hass loszuwerden: Viel unsympathischer fand ich Kloses Entscheidung für diesen Provinzclub zu spielen, der uns über Jahrzehnte mit achso lustigen Anekdoten aus den 50er Jahren (”dem Fritz sei Wedder”) versorgt hat, Lieblingsverein jener noch provinzielleren rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und (Möchtegern-)Kanzler von Helmut Kohl über Rudi “Ziege” Scharping bis hin zu “Onkel Bräsig” Kurt Beck; einem Verein, der es geschafft hat, noch Ende der 90er Jahren einen autoritären, kommunikationsunfähigen Patriarchen wie Otto Rehhagel zu verpflichten (während den die Bayern eben deshalb zu Recht zuvor abgeschossen hatten) und jetzt endlich da steht, wo er sich hoffentlich auch am Ende der Saison noch befindet, damit er uns nie wieder in überregionalen Medien behelligt: auf einem Abstiegsplatz – in der Zweiten Liga. So, das musste mal raus…

Rob Alef
28.09.2007

Das kann man in dieser Pauschalität nicht so stehen lassen. Ich finde die Meisterschaften mit Rehhagel und vor allem mit Feldkamp waren zwei große Momente der letzten zwanzig Jahre. Und Spieler wie Kuntz, Marschall und Koch können nichts dafür, dass es ein paar Fledderer gibt, die vom Kultstatus eines Vereins profitieren wollen. Möllemann hat auch jahrelang auf Schalke rumgelungert. Warum ich mich trotzdem freue, dass der FCK auf einem Abstiegsplatz steht, verstehe ich nicht so genau. Vielleicht, weil in den letzten Jahren Anspruch und Wirklichkeit zu weit auseinanderklafften und die jungen Wilden durch wahllose Zukäufe in die zweite und dritte Reihe verbannt wurden. Und weil ich tränenseliges Schwadronieren über gute alte Zeiten aus Nürnberg zur Genüge kenne.

Das mit Onkel Bräsig gefällt mir. Ich weiß nicht, wohin du geflohen bist, aber in Berlin-Neukölln gibt es seit 1927 eine Onkel-Bräsig-Straße.

polyphem
30.09.2007

“Onkel Bräsig” ist eine Literaturgestalt des Mecklenburger Dichters Fritz Reuter. http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Reuter.

“bräsig” als Adjektiv bedeutet in eingen Regionen Deutschlands entweder “angetrunken” oder auch “knurrig, gereizt, ungehalten.”

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