Nur der HSV

Nur der HSV schafft es, mit zwei derart miesen Leistungen die Klasse zu halten. Aber bitte, von mir aus. Mit Calhanoglu auf dem Absprung, Lasogga zurück in Berlin und 100 Mio € Schulden dürfen sie eben noch ein bißchen weiter krepeln. Ne gute Pointe wäre es, wenn er die Lizenz nicht kriegt: Der Pleitosaurus – leider ausgestorben, weil Gehirn zu klein. Anders als Gladbach, die gute Strukturen hatten und Hoffenheim, die eine tolle Rückrunde spielten, sieht es beim HSV nach der geglückten Relegation vollkommen desolat aus. Ich freue mich auf zwei tolle Derbys in der um eine Attraktion reichere Zweite Liga. Schade, Fürther. Ihr hättet – wie Dortmund in Madrid – das eine Auswärtstor im Hinspiel machen müssen,  mindestens.

Dass Wolfgang Wolf zum Club zurückkommt, ist eine feine Sache. Seine Entlassung war wie einige andere der letzten Jahre – Meyer, Augenthaler – sehr unglücklich. Die Pokalsiegermannschaft, die Meyer zur Vollendung brachte, ist in vielen Elementen Wolfs planerisches Werk gewesen. Wenn Ginczek – noch gar nicht richtig fit – meint, woanders anheuern zu müssen, soll er gehen. Viel interessanter finde ich, dass Hasebe angeblich bleiben will. Eine weitere Großtat Baders ist der Transfer von Drmic. So mal eben nebenbei den Marktwert eines völlig unbekannten Spielers vervierfacht, Leverkusen bedient sich weiter fleißig in Nürnberg. Der Club ist finanziell geradezu abwegig gut aufgestellt, da gibt es nicht nur den HSV in der ersten Liga, der seit Jahren auf der Felge fährt. Wie der Trainer wohl heißen wird? Bei allem Respekt: niederländische Trainer haben nicht wirklich einen Draht zu Nürnberg. Verbeek, früher Arie Haan und der legendäre Jeff Vliers sind alle kläglich gescheitert. Wenn man mal Meyer als Erfolgsmodell nimmt, wie wäre mit Gerd Schädlich? Sachlich, bodenständig, erfahren. Mit Chemnitz und Aue aufgestiegen. Der hätte es mal verdient, bei einem Verein mit ausgebauter Infrastruktur zu arbeiten. Aber vielleicht hat Meyer ja noch eine persönliche Empfehlung. Allan Simonsen vielleicht.

Das Pokalfinale wurde durch eine Fehlentscheidung entschieden. Aber das gleicht sich natürlich alles aus, im Lauf der Saison.

 

Alles ist möglich

Ein Kumpel von mir, einer der beiden, die das dramatische Finale im Parkstadion im Mai 2001 mit mir erlebt haben, schrieb mir vor ein paar Tagen eine SMS. Wie wir denn mit der Situation am letzten Spieltag umgehen würden. Als hoffnungsloser Optimist schrieb ich ihm: Der Club verliert sechsnull und Schalke sichert Platz 3. Nach dem Zombieauftritt gegen Hannover wäre der Club mit einem solchen Ergebnis gut bedient, könnte sich mit nicht mehr als drei Gegentoren pro Halbzeit gleich eine solide moralische Basis für den Wiederaufstieg schaffen.

Andererseits: Es ist der letzte Spieltag. An einem letzten Spieltag kann alles passieren. Noch ist nichts entschieden. Natürlich kann Nürnberg auf Schalke unentschieden spielen, während der HSV in Mainz 0-8 verliert. Natürlich kann der Club durch ein Eigentor von Draxler in der vierten Minute der Nachspielzeit gewinnen,  während der HSV einen Zwei-Tore-Vorsprung binnen vier Minuten verspielt.

Warum muss ich bei Braunschweig plötzlich an die FDP denken? Weil sie auch in blau-gelb auftritt und nichts für sich ins Feld führen kann als den Niedlichkeitsfaktor? Wer gegen Augsburg so verliert, ist mindestens der Vizedepp in dieser Liga. Vielleicht schaffen Planlos Ratlos und Harmlos trotzdem die Relegation, aber dieses Authentizitätsgetue  von Lieberknecht reicht langsam.

Kann natürlich auch sein, dass der Club doch absteigt. Eine rechnerische Chance besteht. Aber dann spielen wir nächste Saison gegen Pauli und Union statt gegen Hoffenheim und Wolfsburg. Und vielleicht ja auch gegen Fürth. Es gäbe Schlimmeres.

69 Prozent Einfallslosigkeit

69 Prozent Ballbesitz standen für die Bayern gestern zu Buche, aber die Zahl sagt nichts aus über das einfallslose Anrennen über 90 Minuten gegen Manchester United. Immer am Strafraum entlang, immer wieder der vorwärts eingesprungene Robben, immer wieder Flanken ins Nichts. In der 30. Minute musste de Gea das erste Mal wirklich eingreifen. Die Schlußviertelstunde der ersten und die ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit war Manchester am Drücker, leider schlugen die Bayern viel zu früh zurück. Ein einziges Mal hebelten sie die vielbeinige Abwehr aus, wieder einmal machte dabei Mandzukic den Unterschied. Vielleicht ist er der beste Transfer der letzten Jahre: ein Knipser mit natürlichem Instinkt und (wie gestern) zugleich ein Wandspieler, der den letzten, kleinen Pass spielt, der die Lücke reist. Ansonsten gab es eine Menge Glück für die Bayern. Gleich zu Beginn wurde ein korrektes Tor von Manchester abgepfiffen, und leider spielten die die Red Devils ihre Konter nicht konsequent zuende. Die gelb-rote Karte gegen Schweinsteiger war pingelig, genau so  pingelig wie das abgepfiffene Tor von Manchester. Beim Zweikampf mit Rooney hat man gesehen, dass Schweinsteiger nach dreimonatiger Pause noch das Timing fehlt. So ein Foul am gegenerischen Strafraum würde er nicht machen, wenn er fit wäre. Im Rückspiel ist alles drin: ohne Thiago, Martinez und Schweinsteiger wird die Bayern-Abwehr noch bröseliger sein als gestern, und mit Kagawa von Anfang an und einem Rooney, der nicht völlig abtaucht, sind drei Tore möglich. Wenn Hoffenheim das schon gelingt.