Oben schlägt unten – UEFA heißt jetzt Fischcup

Alle Mannschaften der ersten Tabellenhälfte bis auf Hoffenheim und Leverkusen haben an diesem Wochenende gewonnen. Rangnicks und Labbadias Spieler werden sich die Champions-League-Radieschen von unten ansehen müssen. Leverkusen verlor gegen den weiterhin entschlossen, wenn auch nicht überzeugend spielendenTabellenführer (knackt Grafite die 30 Tore noch?), Frankfurt verschaffte sich Luft gegen Gladbach. Ansonsten im Duell oben gegen unten nur Siege der Mannschaften, die oben stehen. Unglaublich, dieser Luca Toni. Aber das zeichnet ihn aus, dass er gegen eine Weltklassemannschaft wie Bielefeld jederzeit sein Tor machen kann. Am nächsten Wochenende geht es nach den dankbaren Gegnern Eintracht und Arminia für die Bayern wieder zur Sache. Ich hoffe, die Schalker stürmen in München, und Kuranyi macht gegen seinen Lieblingstrainer sein bestes Saisonspiel. Die Königsblauen haben nichts zu verlieren, so lange alle anderen gewinnen. Hertha könnte in Hoffenheim ins Meisterrennen zurückkehren, Dortmund den dauergestressten HSV stoppen, und Cottbus die Wolfsburger niederringen. Dann hieße der heimliche Sieger Stuttgart, das immer besser in Fahrt kommt. Nebenbei: Jürgen Klopp schafft es wirklich, seine Spieler besser zu machen. Valdez hat jetzt schon sechs Tore, das ist ein Quantensprung.

Der UEFA-Cup am Donnerstag war richtig prima. Manchester City spielte mit Leidenschaft und war in beiden Partien ein ansehnlicher Gegner. Der Unterschied war, dass er HSV im Moment immer in der Lage ist, ein Tor zu machen und dass Rost (ähnlich wie Lehmann in Stuttgart) als alter Sack der entscheidende Rückhalt in den engen Spielen ist. Diesen Erfahrungsvorteil hat bei den Feldspielern nur der Sechser (Frings, Soldo, Galasek), der das Spiel lesen kann.

Bremen kam in Udine zurück, im UEFA-Cup zeigt sich, wie die Mannschaft durch die permanenten Nasenstüber in der CL an Statur gewonnen hat. Ich sehe den HSV wegen des Rückspiels zuhause leicht im Vorteil, allerdings sollte der Bremer Auftritt gegen Hertha kein Maßstab sein. Die zweite Halbzeit war fade und halbherzig, und wir alle wissen, dass dieses sich Schonen für die wichtigen Spiele auch nach hinten losgehen kann. Berlin gewann verdient und mit zwei schönen Toren, die nicht von Voronin und Pantelic erzielt wurden. Wieder ein Sieg für Favre in der internen Hackordnung, die anima candida im Berliner Irrenhaus.

Es ist alles wahnsinnig eng. Nehmen wir an, die ersten drei verlieren am kommenden Wochenende und Stuttgart und Hertha gewinnen, dann sind es zwischen eins und fünf gerade mal drei Punkte. Ein Wimpernschlag, ein Schluckauf, kann die Meisterschaft entscheiden.

Noch enger geht es in der zweiten Liga zu. Nürnberg ist auf Platz zwei, aber Platz fünf ist nur ein Unentschieden weit weg. Und am 10. Mai ist das Derby gegen Fürth, die sich in Wehen ins Aufstiegsrennen zurückgezittert haben.

3 x 3 = Frohe Ostern 2009

3 Tore für Nürnberg in Oberhausen, das jetzt auf Platz drei steht,  am Montag nehmen sich Freiburg (1) und Mainz (2) die Punkte weg. Am nächsten Spieltag ist St. Pauli in der Noris zu Gast. Vor ausverkauftem Haus? Wieder einmal eine Klasse für sich: Marek Mintal.

3 Tore für den mutig kämpfenden HSV. Mannonmann ist die Premier League stark, selbst ein Mittelfeldverein wie Manchester City spielt schnell, ansehnlich, beherzt. Und Shay Given ist der beste englische Torwart, abgesehen davon, dass er Ire ist.

3 Tore für dominierende Bremer, die durch ein Gurkerltor noch einmal ins Zittern kommen können gegen Udinese. Trotzdem winkt das seit Menschengedenken erste deutsche Halbfinale im UEFA-Cup. Wir freuen uns auf spannende Fischkopfwochen in der nächsten Zeit.

Nachtrag zu Barca – Bayern: Franz-Josef Wagner geißelte gestern in Bild die Bayern insbesondere unter dem Aspekt der nationalen Schande. Und die ganze Mannschaft kriegte die Note 6. Auch Butt und Ze Roberto. Bei soviel opportunistischer populistischer Schleimigkeit ist es fast peinlich, dem Debakel etwas abzugewinnen. Andererseits ist es ermutigend zu sehen, dass Bild jegliche Überzeugung abhanden gekommen ist. Axel Springer war ein Kalter Krieger aus Passion, bei Wagner und Konsorten geht es nur noch um die Frage: Wer plappert hier wem nach – vox populi vox rindvieh oder umgekehrt?